Jetzt neu erschienen! Ein Band zur Utopie in Theater, Performance und Aktionskunst.
Wir befinden uns in einem ständigen Krisenzustand und das verlangt nach Utopie. Utopie ist dabei die fröhliche Variante der Krise: beide drängen auf Veränderung. Die Utopie darf man mit Hoffnung assoziieren; aktuell sich überlagernde Krisendiskurse hingegen mit Hoffnung zu assoziieren scheint vielleicht etwas viel verlangt. Der Band versammelt Beiträge, die den Utopiediskurs in theatralen Diskursen aufspüren. Die besprochen Beispiele umfassen Theateraufführungen ebenso wie das angewandte Theater, das Theatertraining mit nicht-professionellen Darsteller:innen oder politische Straßenproteste.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Zeitlichkeit des utopischen Vermögens von Theatermacher:innen und Zuschauer:innen. Theater, Aktion, Performance durchbrechen häufig normative Zeitregime, spekulieren auf zukünftige Alternativen und eröffnen ästhetische Erfahrungen. Welches Potential haben sie damit, Zukünfte zu öffnen und Hoffnungen zu geben? Klar ist: Theater kann das ‚Hier und Jetzt‘ eines Möglichkeitsraums immer wieder eröffnen. Dazu allerdings muss die jeweilige szenische Verhandlungen der Zukunft im Widerstreit zum Gegebenen und Vergangenen erfolgen, will sie nicht ein kraftloses Wunschbild generieren. Immer droht dabei die gebaute und gelebte Utopie auch zur Dystopie zu werden, weshalb man lange das utopischen Verlangen mit dem Hinweis auf die Alternativlosigkeit beruhigt hat. Theater stellt in seiner komplexen Zeitlichkeit einen möglichen Ausnahmezustand zur normativen Ordnung, zum Alltag, zum Leben dar und verweist zugleich immer auf das, was noch fehlt. Die Fähigkeit zur Utopie, das Begehren, das Insistieren auf Utopie und ihrer konkreten Verortung und Realisierung eröffnet ein aufgeladenes Feld der Fragen und Beobachtungen.